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Montag, 12. Januar 2015
Von Riesen, Helden und Söhnen, die niemandes Kinder sind (Gen. 6,1-6,4)
annette riemer, 22:33h
Von Adam bis Noah vermehren sich die Menschen in elf Generationen. Während die Männer rekordverdächtig alt wurden – Methusalem steht ja außer Konkurrenz –, waren die Frauen offenbar rekordverdächtig attraktiv, so attraktiv, dass sie nicht nur die männlichen Menschen auf sie aufmerksam wurden, sondern auch „Gottessöhne“. Nanu, wo kommen die denn her?
Tja, das weiß niemand. Auch nicht, wie sie aussehen. Betont wird lediglich, dass sie die Frauen nahmen, „welche sie wollten.“ Klingt nicht gerade einvernehmlich.
Gott fand die ganze Durchmischung offenbar auch nicht gerade super, denn er führte erst einmal ein paar Unterschiede zwischen sich und den Menschen an. Erstens: Sie sind aus Fleisch. Zweitens: Sie sollen fortan höchstens nur noch 120 Jahre alt werden. Drittens: Der göttliche Geist solle „nicht immerdar im Menschen walten.“ Heißt das, dass der Mensch irgendwann seine eigenen Wege gehen soll? Oder dass er sterblich ist? Hm.
Die Göttersöhne lassen sich ungeachtet dessen immer noch mit den menschlichen Frauen ein. Ihre Kinder wurden die „Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochgerühmten.“ Da Gott nach der zweiten Schöpfungsgeschichte geschlechtslos zu denken ist, müssen die Gottessöhne eher eine Art Hofstaat als leibliche Kinder sein. Woher diese übermenschlichen Giganten kommen, bleibt unklar. Nur so viel: In der Urzeit wurden Frauen geraubt und gingen seltsame Riesenwesen um.
Tja, das weiß niemand. Auch nicht, wie sie aussehen. Betont wird lediglich, dass sie die Frauen nahmen, „welche sie wollten.“ Klingt nicht gerade einvernehmlich.
Gott fand die ganze Durchmischung offenbar auch nicht gerade super, denn er führte erst einmal ein paar Unterschiede zwischen sich und den Menschen an. Erstens: Sie sind aus Fleisch. Zweitens: Sie sollen fortan höchstens nur noch 120 Jahre alt werden. Drittens: Der göttliche Geist solle „nicht immerdar im Menschen walten.“ Heißt das, dass der Mensch irgendwann seine eigenen Wege gehen soll? Oder dass er sterblich ist? Hm.
Die Göttersöhne lassen sich ungeachtet dessen immer noch mit den menschlichen Frauen ein. Ihre Kinder wurden die „Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochgerühmten.“ Da Gott nach der zweiten Schöpfungsgeschichte geschlechtslos zu denken ist, müssen die Gottessöhne eher eine Art Hofstaat als leibliche Kinder sein. Woher diese übermenschlichen Giganten kommen, bleibt unklar. Nur so viel: In der Urzeit wurden Frauen geraubt und gingen seltsame Riesenwesen um.
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Sonntag, 11. Januar 2015
Wie lange ist man(n) zeugungsfähig? (Gen. 4,25 - 5,32)
annette riemer, 21:14h
Die ganzen Geschichten um die ersten Menschen von Adam bis Noah können nur symbolisch verstanden werden. Wörtlich genommen, wären sie einfach zu unglaubwürdig: Nach Abel und Kain zeugt ihr Vater Adam im Alter von 130 Jahren einen weiteren Sohn namens Set. Insgesamt lebt Adam 930 Jahre lang. Wahnsinn! Und mit welchen Frauen begründen Kain und sein jüngerer Bruder Set ihre Familien? Da kämen ja nur Schwestern infrage. Immerhin zeugte Adam noch einige weitere „Söhne und Töchter“.
Nein, nein, die wörtliche Deutung dieser Textstelle ist nicht sinnvoll, da kommt nur Quatsch heraus. Symbolisch genommen, wird an den rekordverdächtigen Zahlen die herausragende Bedeutung der von Adam ausgehenden Ahnenreihe und der nachgeborenen Vertreter seiner Familie ersichtlich: Die namhaften Männer am Anfang der Menschheitsgeschichte sind allesamt direkt miteinander verwandt; durch ihr hohes Alter ragen unter den insgesamt elf Generationen von Adam bis Noah besonders Adams Urururenkel Jered (962 Jahre) und dessen Enkel Methusalem (969 Jahre) aus der Sippschaft heraus. Warum ausgerechnet sie, bleibt unklar, denn mehr als ein Bindeglied in dem Generationenreigen wie alle anderen Aufgezählten auch stellen die beiden Männer nicht dar. Immerhin ist Methusalems hohes Alter sprichwörtlich geworden.
Mit Noah schließt sich gewissermaßen der Reigen: Zwar zeugten alle Männer vor ihm mehrere Kinder, doch nur bei Adam und Noah werden drei Söhne namentlich genannt. Und mit dem späten Zeugen stellt Noah einen fulminanten Rekord auf: Im Alter von 500 Jahre zeugte er auf einen Schlag die Söhne Sem, Ham und Jafet. Nebenbei die erste Mehrlingsgeburt in der Bibel. Von diesem Tausendsassa ist noch einiges zu erwarten.
Nein, nein, die wörtliche Deutung dieser Textstelle ist nicht sinnvoll, da kommt nur Quatsch heraus. Symbolisch genommen, wird an den rekordverdächtigen Zahlen die herausragende Bedeutung der von Adam ausgehenden Ahnenreihe und der nachgeborenen Vertreter seiner Familie ersichtlich: Die namhaften Männer am Anfang der Menschheitsgeschichte sind allesamt direkt miteinander verwandt; durch ihr hohes Alter ragen unter den insgesamt elf Generationen von Adam bis Noah besonders Adams Urururenkel Jered (962 Jahre) und dessen Enkel Methusalem (969 Jahre) aus der Sippschaft heraus. Warum ausgerechnet sie, bleibt unklar, denn mehr als ein Bindeglied in dem Generationenreigen wie alle anderen Aufgezählten auch stellen die beiden Männer nicht dar. Immerhin ist Methusalems hohes Alter sprichwörtlich geworden.
Mit Noah schließt sich gewissermaßen der Reigen: Zwar zeugten alle Männer vor ihm mehrere Kinder, doch nur bei Adam und Noah werden drei Söhne namentlich genannt. Und mit dem späten Zeugen stellt Noah einen fulminanten Rekord auf: Im Alter von 500 Jahre zeugte er auf einen Schlag die Söhne Sem, Ham und Jafet. Nebenbei die erste Mehrlingsgeburt in der Bibel. Von diesem Tausendsassa ist noch einiges zu erwarten.
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Samstag, 10. Januar 2015
Armer Kain! (Gen. 4)
annette riemer, 22:14h
Ihrer Nacktheit bewusst waren sich Adam und Eva schon im Paradies, aber erst nach ihrer Vertreibung aus dem Garten Eden „erkannte“ der Mann die Frau, wie es so schön verklärend heißt. Von Scham und Furcht wie noch zuvor ist hier keine Rede mehr, aber dennoch geht es recht förmlich zu. Man erkennt einander, eine Kopfsache. Gefühle werden nicht erwähnt.
Kain wird geboren, es folgt Abel. Beide gehen mit Fleiß an die Arbeit: Während Kain als Bauer wirtschaftet, hütet Abel das Vieh. Beide sind „fromm“ und opfern Gott die Früchte ihrer Arbeit. Aber aus unerfindlichem Grund schaute Gott „nicht gnädig“ auf Kain, er gibt Abel den Vorzug. Kain fühlt sich zu Unrecht zurückgestellt und sicher auch in seinem Erstgeburtsrecht beschnitten. Aber seine verständliche Enttäuschung und Wut richtet sich nicht gegen Gott – den gilt es ja zu umwerben – sondern gegen Abel.
Abel muss sterben. Gott wirft Kain diese Tat vor, denn man müsse doch über die lauernde „Sünde vor der Tür“ herrschen und sich nicht von ihr beherrschen lassen. Aber warum hat Gott den Mörder auch erst in Rage versetzt? Er erklärt sich nicht, weshalb tiefere Einsicht in sein Handeln unmöglich bleibt. Er bestraft Kain aber mit ewiger Heimatlosigkeit, der sesshafte Bauer wird zum Nomadendasein verdammt – aber außerhalb der absichernden Gemeinschaft steht er unter dem Schutz Gottes: Ein Zeichen an Kain soll garantieren, „dass ihn niemand erschlüge, der ihn fände.“ Und wer dem umherirrenden und entsprechend schutzlosen Kain trotzdem totschlägt, „das soll siebenfach gerächt werden.“
Armer Kain! Was Gott mit dem grundlos Verschmähten, dem vertriebenen, aber doch beschützten Mörder vorhatte, bleibt ein Rätsel. Zumindest trägt Kain zwei Dinge in die Welt hinein: Seine Nachfahren begründen das rastlose Wanderleben ganzer Völkerschaften, nämlich der Nomaden, der Musiker und der Wanderarbeiter. Und er wird zum Begründer der Blutrache. Schon sein Urururenkel Lamech prahlt damit, mehrfach geringe Verletzungen mit Mord gesühnt zu haben. Lamech ist es auch, der als erster Polygamist in der Bibel mit mehr als einer Frau – mit Ada und Zilla – verheiratet ist. Und er legt erstmals ein Gedicht vor: In seinem Lied prahlt er mit seinen Untaten und glaubt sich genau deswegen unter Gottes besonderem Schutz: Würde der Mord an Kain siebenmal, werde der Mord an ihm 77 Mal gerächt. Was für ein Teufelskerl!
Und Gott? Schweigt sich aus. Sieht zu (oder weg), wie östlich von Eden, wohin Kain zog, die Mörder umgehen. Eine äußerst merkwürdige Geschichte.
Kain wird geboren, es folgt Abel. Beide gehen mit Fleiß an die Arbeit: Während Kain als Bauer wirtschaftet, hütet Abel das Vieh. Beide sind „fromm“ und opfern Gott die Früchte ihrer Arbeit. Aber aus unerfindlichem Grund schaute Gott „nicht gnädig“ auf Kain, er gibt Abel den Vorzug. Kain fühlt sich zu Unrecht zurückgestellt und sicher auch in seinem Erstgeburtsrecht beschnitten. Aber seine verständliche Enttäuschung und Wut richtet sich nicht gegen Gott – den gilt es ja zu umwerben – sondern gegen Abel.
Abel muss sterben. Gott wirft Kain diese Tat vor, denn man müsse doch über die lauernde „Sünde vor der Tür“ herrschen und sich nicht von ihr beherrschen lassen. Aber warum hat Gott den Mörder auch erst in Rage versetzt? Er erklärt sich nicht, weshalb tiefere Einsicht in sein Handeln unmöglich bleibt. Er bestraft Kain aber mit ewiger Heimatlosigkeit, der sesshafte Bauer wird zum Nomadendasein verdammt – aber außerhalb der absichernden Gemeinschaft steht er unter dem Schutz Gottes: Ein Zeichen an Kain soll garantieren, „dass ihn niemand erschlüge, der ihn fände.“ Und wer dem umherirrenden und entsprechend schutzlosen Kain trotzdem totschlägt, „das soll siebenfach gerächt werden.“
Armer Kain! Was Gott mit dem grundlos Verschmähten, dem vertriebenen, aber doch beschützten Mörder vorhatte, bleibt ein Rätsel. Zumindest trägt Kain zwei Dinge in die Welt hinein: Seine Nachfahren begründen das rastlose Wanderleben ganzer Völkerschaften, nämlich der Nomaden, der Musiker und der Wanderarbeiter. Und er wird zum Begründer der Blutrache. Schon sein Urururenkel Lamech prahlt damit, mehrfach geringe Verletzungen mit Mord gesühnt zu haben. Lamech ist es auch, der als erster Polygamist in der Bibel mit mehr als einer Frau – mit Ada und Zilla – verheiratet ist. Und er legt erstmals ein Gedicht vor: In seinem Lied prahlt er mit seinen Untaten und glaubt sich genau deswegen unter Gottes besonderem Schutz: Würde der Mord an Kain siebenmal, werde der Mord an ihm 77 Mal gerächt. Was für ein Teufelskerl!
Und Gott? Schweigt sich aus. Sieht zu (oder weg), wie östlich von Eden, wohin Kain zog, die Mörder umgehen. Eine äußerst merkwürdige Geschichte.
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