Donnerstag, 29. Januar 2015
Okkultismus? Also nein! Oder doch? (Gen. 37,1–50,26)
Die Geschichte um Josef, eines der Kinder von Jakob, hat es so richtig in sich. Alles ist drin: Liebe und Verrat, Haftstrafe und höchstes Amt im Staat, viel Rumgereise und wieder mal das endlos reiche Ägypten. Und dann noch so eine andere Sache: Okkultismus und die große Frage, wo eigentlich die Grenze zwischen Religion und Magie verläuft.
Um Josef ranken sich gleich mehrere Evergreens der schulischen Religionsstunden und sonntäglichen Predigten: Da ist der vom Vater bevorzugte Sohn Josef, den die eifersüchtigen Geschwister in die Falle locken und an Händler verkaufen. Da ist der Sklave Josef im Haus des obersten ägyptischen Kämmerers, der von der Gattin seines Herrn vergeblich zu verführen versucht wird und der schließlich durch die verschmähte Frau in den Knast kommt. Da ist der Träumer Josef, der sich vom Gefängnis aus als Traumdeuter einen Namen macht, sodass der von unverständlichen Albträumen geplagte Pharao den Häftling zu sich an den Hof holt. Da ist der Verwalter Josef, der im Auftrag des Pharaos Vorräte anlegt, die er in den erahnten Dürrezeiten an die Bevölkerung verteilt. Und zuletzt ist da der große Versöhner Josef, der seinen Brüder, die hungernd aus dem Norden nach Ägypten kommen, vergibt und sie reich ausstattet.
Alles in allem also ein ziemlich cooler Typ mit einer rasanten Biografie – ein Wunder, dass Hollywood den noch nicht entdeckt hat.
Aber da ist noch so eine kleine Sache: Nicht nur, dass durch Josef die ganze Traumdeuterei ganz schön aufgewertet wird. Nein, er wahrsagt auch noch aus einem silbernen Becher! Steht alles haarklein in Gen. 44,5. Und das ist doch ein dicker Hund, wenn man bedenkt, dass das Christentum jahrhundertelang gegen alle möglichen Hexen und Zauberer vorgegangen ist, die wie Josef wahrgesagt haben. Naja, vielleicht, weil die meisten keinen silbernen Becher dafür benutzt haben. Manche Sachen sind vielleicht nur okay, wenn sie deluxe gemacht werden. Irgendwie ...

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Zwischen Schändung und Onanie oder Immer Ärger mit den Kindern (Gen. 34,1 – 38,30)
Zwölf Söhne und eine Tochter – Das kann einem schon mal über den Kopf wachsen. Ruben etwa, der Älteste von Jakobs Lendenfürchten. Ruben „legte sich zu Bilha“, seiner Stiefmutter, mit der sein Vater zwei Kinder hat. Was sollen wir davon halten? Na klar: Das geht ja nun mal gar nicht! Aber: Die Sache wird ganz neutral berichtet und bleibt ohne Konsequenzen. Wie damals die Sache mit Lots Töchtern, die sich über den betrunkenen Vater hermachten. Irgendwie werden solche ... sexuellen Irritationen nicht geahndet. Das kann schon ein bisschen irritieren, denn: Was sollen wir davon nur halten?
Okay, dann die Sache mit Tochter Dina. Indem sie allein ausging, hat sie ermöglicht, dass sie vergewaltigt wurde. Und schlimmer noch: Der Kerl will sie auch noch heiraten. Ein Herrschersohn immerhin. Trotzdem ein Schwein. Vordergründig stimmen Jakob und seine Söhne einer Hochzeit zu – solange nur alle Männer aus der neuen Verwandtschaft beschnitten würden. Aber tatsächlich wollen Jakobs Söhne nicht unter einem fremden Herrscher dienen. Und so ziehen die Brüder Simeon und Levi los und machen in der ganzen „friedlichen Stadt“ wahllos alle Männer nieder. Zwei Kerle verüben im Alleingang das erste menschengemachte Blutbad der Bibelgeschichte. Absolut irre, dieser Rausch. Auch hierzu gibt es offenbar nichts Moralisches mit auf den Weg.
Dann die Sache mit Juda. Der hat drei Söhne: Nummer eins heiratet eine gewisse Tamar und stirbt früh. Also soll die Nummer zwei, Onan mit Namen, Tamar heiraten und im Namen seines verstorbenen Bruders Nachwuchs zeugen. Will Onan aber nicht. Aus Egoismus, aus Freiheitsliebe – der erste Individualist? Wie bei den Sodomiten keine Sodomie vorkommt, kommt nun bei Onan auch keine Onanie vor. Er versucht eher mit Koitus interruptus, sich zu verweigern. Gott gefällt das gar nicht und schon ist Onan tot. Nun befürchtet Juda, dass diese Braut auch seinen dritten Sohn ins Grab bringen könnte. Also schickt er sie erst mal zu ihrem Vater zurück. Später läuft er ihr über den Weg, erkennt sie nicht, hält sie für eine Prostituierte, deren Dienste er in Anspruch nimmt – und glaubt seine Nummer drei gerettet, als er irgendwann erfährt, dass Tamar schwanger ist, also ihre Witwenpflicht vernachlässigt hat. Nun kann Tamar aber beweisen, dass sie von Juda schwanger ist. Ob nun Juda was mit der Tamar anfängt, bleibt offen. Weil sie von der außerfamiliären Untreue freigesprochen werden kann, wird sie immerhin nicht verbrannt, wie zuerst gefordert. Und das ist ja schon mal was.

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Dienstag, 27. Januar 2015
Wettstreit der Gebärmaschinen (Gen. 29,1 – 35,21)
Das ist schon echt bitter: Lea ist älter als Rahel, sieht nicht so flott aus wie sie und heiraten will sie auch keiner. Als ihr Vater sie dann dem liebestollen Jakob unterjubelt, ist Lea in einer Sackgasse gelandet: Er „hatte Rahel lieber als Lea“, heißt es klipp und klar. Und: Lea war „ungeliebt.“
Das ist schon ziemlich böse: Wenn ein Kerl wie Jakob zwei Frauen hat, dann sollte er sie auch beide gleichermaßen mit Aufmerksamkeit bedienen können. Aber das macht er nicht. Und so beginnt ein zuletzt tödlicher Wettstreit der Mütter: Lea legt los und setzt dem Jakob locker aus der Hüfte vier Söhne am Stück vor.
Bei Rahel klappt es nicht so, also schickt sie ihre Magd Bilha vor – kennen wir ja schon von Sara und Hagar um Abraham: Bilha bringt es auf zwei Söhne, was wohl ausreicht, um den eh mehr an Rahel interessierten Jakob wieder von Lea abzubringen.
Also muss Lea wieder ran.. Wie Rahel schickt sie ihre Magd vor, eine gewisse Silpa: Auch sie bekommt von Jakob zwei Söhne. Und Lea selbst legt noch zwei Söhne und eine Tochter drauf. Nicht mehr zu toppen.
Aber dann klappt es bei Rahel eben doch. Zwei Söhne werden geboren, bei der letzten Geburt stirbt sie. Das lässt sich wirklich nicht mehr überbieten.
Jakob wird zum traurigen Witwer und die Erinnerung an die von ihm verehrte Rahel kann von lea nicht zum Verblassen gebracht werden, egal wie sehr sie sich aufopfert. Der Sieger dieses Wettstreits: Jakob, die Mangelware. Die Opfer: die armen Schwestern, die dazu gebracht werden, miteinander um die Gunst den Göttergatten zu konkurrieren. Und Gott? Der mischt wieder mal fleißig mit, indem er mal Rahel, mal Lea mit temporärer Unfruchtbarkeit straft, damit das Spiel am Laufen bleibt. Echt super gemacht!

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Verwandtschaft und Geld (Gen. 29,1 – 33,16)
Ein offenbar altes und ganz unverwüstliches Thema: Im Grunde weiß ja jeder, dass die Freundschaft da aufhört, wo es um’s Geld geht. Und trotzdem passiert es irgendwie doch immer mal ... Naja, und dann gleich noch unter Verwandten!
Jakob tappt in diese Falle bei Onkel Laban. Mütterlicherseits. Aber was tut man nicht alles, um die Hand der hübschen Cousine zu bekommen? Also sieben Jahre Frondienst für den Alten – Das muss wahre Liebe sein. Die Bibel deutet so etwas an: „Es kam ihm vor, als wären’s einzelne Tage, so lieb hatte er sie.“
Nun gibt es da, wo Onkel Laban wohnt, aber die Sitte, die ältere Tochter vor der jüngeren zu verheiraten. Das mag ja noch hingegen. Aber das Onkelchen sagt dem Jakob nichts davon, sondern jubelt ihm die falsche Braut unter. Komisch nur, dass dem doch so verliebten Jakob nicht auffällt, dass er die falsche Frau in die Kiste trägt. Gerade, wo Lea eher hässlich – also auf jeden Fall ganz anders als die hübsche Rahel ist. Oder im O-Ton: „Leas Augen waren ohne Glanz.“ Sagt ja eigentlich auch alles.
Nun gut, Jakob schuftet also noch mal sieben Jahre, damit er endlich auch die Rahel kriegt. Und dann noch mal sieben Jahre dazu. Dafür lässt er sich ziemlich teuer bezahlen von Laban: Alle gescheckten Schafe und Ziegen sollen Jakob gehören. Laban, der seinem Neffen die spröde Lea unterjubeln konnte, durchschaut Jakobs Absichten nicht. Der legt jetzt nämlich geschälte Holzstäbe, wo das Weiße durchschimmert, in die Tränke, wenn die starken Tiere trinken wollen. Die bekommen dann – ja, wegen der weißen Stäbe – gescheckten Nachwuchs. Bei den schwachen Tieren packt Jakob die Stäbe raus. Kurz: Irgendwann sind alle starken Tiere gescheckt und alle schwachen einfarbig. Laban fühlt sich verarscht, was Jakob eben auch mitkriegt und flieht. Lieber wieder mit seinem Bruder Esau vertragen – den er ja auch verarscht hat, nämlich um den väterlichen Segen – als sich mit dem Onkel anlegen.

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Montag, 26. Januar 2015
Jakob in der Wiederholungsschleife (Gen. 25,19 – 28,9)
Zunächst hagelt es gnadenlos Wiederholungen: Isaaks Frau Rebekka ist unfruchtbar – wie es schon für Sara, Isaaks Mutter, galt. Und als sie dann doch endlich Kinder bekommt, die Zwillinge Esau und Jakob, werden die als recht gegensätzlich beschrieben: Esau ist der Jäger und Ackermann, Jakob der Hirte. So eine ähnliche Gegenüberstellung gab es schon um Kain und Abel. Langweilig!
Was Jakob nun vorantreibt, ist die Gier nach dem großen Erbe. Sein Vater hatte es da noch leichter: Weil Ismail von einer Magd geboren wurde, ließ der sich leichter übergehen, als es an den Nachlass ging. Aber Esau und Jakob sind gleichermaßen Söhne des Issak. Und mehr noch: Esau ist der ältere Knabe und dazu noch Papas Liebling.
Jakob wendet nun ein paar Tricks an, um trotzdem ganz groß abzusahnen. Zuerst schwatzt er dem hungrigen Esau für ein „rotes Gericht“ das Erstgeburtsrecht ab, dann gibt er sich vor dem altersschwachen und offensichtlich nicht mehr allzu scharfsinnigen Isaak als Esau aus und erhält den väterlichen Segen. Rebekka, die den jüngeren Sohn lieber hat, ist mit von der Partie, als es darum geht, den Patriarchen nach Strich und Faden zu verarschen. Die Frauen kommen irgendwie immer schlecht weg in der Bibel.
Jakob haut hinterher aus Furcht vor Esau ab, geht lieber mal auswärts auf Brautschau. Ein Schisser wie sein Großvater Abraham, der in Ägypten und im Südland seine Frau als seine Schwester ausgab, weil er fürchtete, andernfalls ermordet zu werden.
Und Esau? Tja, der heiratet zu Hause die Hetiterinnen Jehudit und Basemat und bekommt dann erst mit, dass Frauen aus anderen Völkern bei der Familie Abrahams nicht so besonders angesehen sind. Also schnappt er sich als Drittfrau schnell noch Mahalat, eine Tochter Ismails. Also seine Tante. Warum nicht? Hauptsache keine Kanaaniterin, wusste schon Abraham und weiß auch Isaak. Und Jakob, der ebenfalls in der eigenen Familie auf die Pirsch geht. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Kleiner Nachtrag

Problematisch bei diesen ganzen Geschlechtsregistern ist ja, das sie auch irgendwie in sich logisch sein sollten. Stichwort Esaus Ehefrauen: Nach Gen. 26,34 sind das Hetiterinnen Jehudit und Basemat, nach Gen. Gen. 28,9 kommt noch Mahalat hinzu. Ein Mann, drei Frauen. Nun gut, warum nicht? In Gen 36,2f. aber, welch Wunder!, hat Esau drei ganz andere Frauen, nämlich die Kanaaniterinnen Ada und Oholibama - und zuletzt Basemat, die hier aber nicht als Hetiterin, sondern als Tochter von Ismail daherkommt, also an die Stelle von Mahalat tritt. Etwas verwirrend. Oder total? Hauptsache drei Namen? Oder ist das eh nicht so wichtig, weil es ja nur Esau ist, so eine Art Nebenlinie? Wer weiß ...

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Sonntag, 25. Januar 2015
Verkappte Familienplanung (Gen. 22,20 – 25,11)
Nein, hier geht es nicht um Verhütung. Warum auch? Abraham ist hornalt, als ihm endlich mal zwei Söhne geboren werden. Zunächst ist Ismail Papas einzige Hoffnung, aber dann bekommt auch Sara einen Sohn, Isaak, und dann muss Ismail plötzlich verschwinden. Weil er nur der Sohn der Magd ist. Weil sich diese komische Konstellation nicht so gut im Familienalbum macht.
Den ältesten Sohn mal eben in die Wüste schicken – das ist hart.
Und es geht noch härter. Zum einen sind Abraham die eigenen Nachbarn nicht gut genug für seinen Isaak. Für den kommt nur eine Frau aus seiner eigenen Familie infrage. Die Auserwählte heißt Rebekka und ist Isaaks Großnichte, also von Abrahams Bruder Nahor die Enkelin. Die Ehe wird in Saras Zelt vollzogen. So ähnlich steht das auch in John Irvings „Eine Mittelgewichtsehe“: Da geht es auch um das „innen“ auf Mutters Matratze.
Diese ganze Affäre ist ja ziemlich bekannt, sie geistert ja durch die Predigten und Ministrantenstunden und Religiöse Kinderwochen. Ein Klassiker des Alten Testaments: Abraham und die ungleich geliebten Söhne – was übrigens generell für gut befunden wird, denn hey, es ist doch Urvater Abraham.
Was weniger bekannt ist, das ist die weitere Familienplanung von diesem Mustervater. Er heiratet nämlich nach Saras Tod noch einmal, eine gewisse Ketura. Mit der startet der Oldtimer – immerhin über hundert Jahre inzwischen – ordentlich durch: Sechs Söhne. Und dann ist da noch die Rede von weiteren Söhnen mit „den Nebenfrauen.“ Je oller, ... naja.
Auf jeden Fall landen alle diese Kinder in der Wüste. Keine Alimente, keine Nachfrage, keine offene (Zelt)Tür. So geht also Familienplanung old style: Nicht vorbeugen, sondern nachbessern. Im Zelt bleibt nur Isaak, der Lieblingssohn. Abraham kann das so locker angehen, weil er auf Gott vertraut: Der soll sich mal und wird sich schon kümmern. Und Gott macht das auch wirklich – schön blöd eigentlich.

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Freitag, 23. Januar 2015
Abraham, der protofaschistische Schisser (Gen. 15,1–22,20)
Die Story um Abraham ist ziemlich langweilig, weil Gott eigentlich permanent mit diesem Kerl in schwülstigen Reden seinen „Bund“ erneuern und ihm die künftige Herrschaft über den Nahen Osten verheißen muss. Und weil Abraham so ein Saftsack ist.
Die Highlights dieses Zweierbündnisses: Einmal fackelt Abraham ein paar Tiere als Brandopfer ab, was eine ziemliche Sauerei ist, nicht nur von wegen Tierschutz und Verschwendung von Lebensmitteln. Nachdem Gott einen Blitz auf den Altar niederfahren lässt, muss das auch ordentlich chaotisch ausgesehen haben. Umweltverschmutzung. Aber gut, wem’s gefällt.
Der andere Höhepunkt der Freundschaft zwischen Gott und Abraham ist die große Treueprüfung: Weil der alte Mann seinen Sohn Isaak glatt killen würde, nur weil es Gott fordert, hat er die Prüfung bestanden. Klare Botschaft: Gottgefällig ist, wer anstandslos einfach alles macht, was gefordert wird. Die reinste Gehirnwäsche à la Führerprinzip. Als Zeichen der bedingungslosen Anhängerschaft muss sich Abraham selbst beschneiden. Und alle seine Söhne und Knechte. Wer nicht mitmacht, wird ausgelöscht. Super Alternative!
Aber mit Abraham ist so ein herrschsüchtiger Gott recht gut beraten, denn besonders eigenständig denkend scheint dieser Typ von Natur aus nicht gerade zu sein. Das zeigt sich besonders im Umgang mit seiner Frau Sara. Schon als beide in Ägypten waren, hat er sie als seine Schwester ausgegeben aus Angst, sonst ermordet zu werden, damit jemand anderes an sie ran kommt. Der ahnungslose Pharao hat sie zu sich ins Bett geholt und den vermeintlichen Bruder mit Geschenken überhäuft. Gottes Plagen, die über Ägypten kamen, haben Sara wieder zu Abraham gespült – Als reicher Mann verließ der Zuhälter mit seiner Frau Ägypten. Der Depp war damals der arme Pharao, der dem Betrüger auf den Leim gegangen ist. Was Sara von der ganzen Sache hielt, steht übrigens nicht in der Bibel.
Die ganze Affäre zieht Abraham später noch einmal im „Südland“ Gerar (wo auch immer das ist) durch. Und wieder hält Sara still, wieder gibt es angedrohte Plagen, wieder kauft sich ein verschreckter König von der angeblich ungebundenen Frau frei und Abraham wird noch ein bisschen reicher – Nicht gerade auf die feine Art.
Wenn er nicht gerade seine Frau verschachert, ist Abraham ein ziemlicher Pantoffelheld. So kraucht er sofort zu Hagar unter die Decke, als die unfruchtbare Sara ihn dazu auffordert: Sie will unbedingt ein Kind und weil es nicht bei ihr klappt, will sie eben über ihre Magd Mutter werden. Aber Hagar – eine Ägypterin, die irgendwie immer schlecht wegkommen – hält sich plötzlich für etwas besseres, weil sie schwanger ist und Sara nicht. Oder bildet sich Sara das nur ein? Abraham soll den Zickenkrieg richten, aber er stielt sich feige aus der Verantwortung: Hagar ist ja Saras Magd, also kann Sara die Angelegenheit allein klären. Eben aber nicht! Deshalb haut Hagar erst ab und wird später, als Sara schließlich doch noch schwanger wird, kurzerhand rausgeschmissen.
Abraham ist ein richtiges Weichei, aber auch seine Familie kommt nicht gerade gut weg: Sara ist eine alte Zicke, sein Neffe Lot bietet seine Töchter dem Mob von Sodom zur Gruppenvergewaltigung an – Die einzige Normale ist eigentlich Hagar, aber die wird mit ihrem Sohn Ismail in die Wüste geschmissen. Wahrscheinlich hat nie ein Vater seine Söhne so unterschiedlich geliebt wie Abraham.

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Donnerstag, 22. Januar 2015
Pediga und die Engel oder Der letzte Sodomit (Gen. 18,16–19,38)
Also, nicht einmal Gott weiß, was die Bewohner von Sodom und Gomorra für Dreck am Stecken haben. Er hört „großes Geschrei“ über die Leute und will mal nach dem Rechten schauen, „damit ich’s wisse“, steckt er Abraham.
Aber der hat da so ne Ahnung und fängt an zu feilschen: Wenn fünfzig Gerechte in Sodom sind – okay, dann verschont Gott die ganze Stadt. Und wenn es nur dreißig sind? Abraham handelt Gott auf zehn runter, aber so viele nette Leutchen scheint es in Sodom nicht zu geben (was machen die da nur?) und so schickt er zwei Engel rum, mal eben die Stadt einzuäschern mit allen, die drin wohnen.
Aber so reibungslos geht so eine Massenvernichtung auch nicht mit göttlicher Hilfe. Denn da ist ja Lot, Abrahams Neffe, der gute. Und Lot lädt die zwei Engel über Nacht zu sich ein. Den Sodomiten gefällt das nun gar nicht, so Fremde in der Stadt. Sie versammeln sich vor Lots Haus und wollen sich über die beiden Engel „hermachen“. Gehören wohl zu so einer Art antiker Pegida.
Lot versucht es erst mit Verhandeln, dann bietet er, der so Gastfreundliche, dem Pöbel glatt seine beiden Töchter an, wenn sie nur die Fremden in Ruhe lassen. Aber das Pack verprügelt Lot, der von den beiden Engeln zuletzt schnell in das Haus gerettet wird. Den Gottgesandten platzt nun die Hutschnur. Sie überreden Lot und Familie, die Stadt zu verlassen, und fackeln Sodom und Gomorra komplett ab. Und wahrscheinlich noch ein paar Städte mehr, denn als Abraham sich die Überreste von Sodom anschaut, ist von zerstörten „Städten in der Gegend“ die Rede. Plural.
Und Lot? Naja, was die Engel da getrieben haben, muss ziemlich furchtbar ausgesehen haben. Zur Sicherheit haben sie Lot & Co. befohlen, sich bei der Flucht aus der Stadt nicht umzusehen. Lots Frau – wie Eva, es sind immer die Frauen, was für ein Frauenbild! – hat es trotzdem gemacht und ist zur Salzsäure erstarrt. Das war zu viel für den guten, alten Lot. Vollkommen traumatisiert hat er sich in die Berge verkrochen.
Das fanden nun seine beiden Töchter nicht gerade berauschend. Akuter Männermangel und der Wunsch, nun endlich mal Nachwuchs zu bekommen, bringt sie auf eine recht abgefahrene Idee: Sie machen zwei Nächte hintereinander ihren Vater betrunken und besteigen den ahnungslosen Lot. Beide Schwestern werden vom eigenen Vater schwanger und bekommen Söhne, die zu den Stammvätern der Ammoniter und Moabiter, die im heutigen Jordanien siedelten. Muss toll gewesen sein, von sich so eine Herkunftsgeschichte zu lesen.
Und die ganze Zeit über stellt sich die Frage, was die Sodomiten mit den ganz besonderen Tierfreunden gleichen Namens zu tun haben, denn von Tieren und dergleichen ist überhaupt nichts zu lesen. Naja, der Rest reicht ja auch: Fremdenfeindlichkeit, Massenvernichtung, Inzest. Knackig auf einer Seite. Bestes Entertainment. Nur die Moral von der Geschichte ist ein bisschen dünn. Fazit also: Lot war schon eine arme Sau: Heimat kaputt, Frau tot, Töchter – ach, lieber nicht.

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Montag, 19. Januar 2015
Der große Sieg mit Gott und Heimtücke (Gen. 13, 1-14,24)
Beim ersten Lesen ist kaum etwas zu verstehen. Nur so viel: Abraham trennt sich von seinem Neffen Lot, weil beide zu große Herden führen, als dass sie sich das Weideland teilen könnten. Lot gerät dann irgendwie in einen mordsmäßig verwirrenden Krieg, in den enorm viele Könige verwickelt sind. Und Abraham rettet Lot. Punkt.
Also alles in allem: Abraham ist mächtiger als sämtliche Könige, die man sich so vorstellen kann. Weil Gott auf seiner Seite ist. Erinnert irgendwie an den alten Dylan-Song „With god on our side“. Aber so viel Kritik ist um Abraham nicht angelegt. Leider.
Was weniger interessant ist: Im Detail geht es hier wohl darum, dass sich verschiedene Völker von dem König von Elam losgesagt haben und dieser nun mithilfe der ihm treu verbundenen Könige von Ellasar und Schinar seine verlorenen Untertanen wieder unterwirft. Ziemlich erfolgreich besiegt er die Amalekiter, Amoriter, Emiter, Horiter, Refaiter und Susiter, da rüsten die Könige von Adma, Gomorra, Sodom und Zebojim zum Gegenschlag. Haben wohl Angst, als nächstes dran zu sein. Aber sie verlieren die Entscheidungsschlacht aufgrund der Bodenbeschaffenheit: Sie fallen zu Massen in „Erdharzgruben“, der Rest kann fliehen. Die unterlegenen Königreiche werden von den Siegern geplündert, die Menschen geraubt, auch Lot, der in Sodom wohnt. Davon erfährt Abraham, überfällt mit seinen Knechten den König von Elam bei Nacht und befreit die Gefangenen und deren Besitz. Daraufhin erscheint nun ein bis dahin ungenannter König von Salem, dem Abraham ein Zehntel des zurückgewonnenen Raubgutes schenkt. Den Rest gibt er an den König von Sodom zurück. Und bei all dem stellt sich die Frage: Wer soll das alles sein? Aber darum geht es anscheinend gar nicht. Hauptsache, Abraham besiegt sie alle. Wenngleich auch heimtückisch bei einem nächtlichen Überfall. Aber wen kümmern schon die Details.

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Sonntag, 18. Januar 2015
Abraham: Herrscher, Flüchtling, Zuhälter oder Eine Frau wird verschachert (Gen. 11,10–12,20)
Von Noah geht es über elf Generationen zu Abraham und seinen Brüdern Nahor und Haran. Familiär stiften die drei Brüder etwas Verwirrung: Nahor heiratet Harans Tochter Milka, also seine Nichte, und Abraham, selbst kinderlos mit Sara, nimmt sich Harans Sohn Lot an, nachdem Haran früh verstorben ist.
Abraham wird schnell als bedeutendster Spross der Familie herausgestellt. Gott stellt ihn unter seinen besonderen Schutz und sagt seinen Nachfahren die Herrschaft über Kanaan zu, doch als Abraham dort ankommt – mit Sara und Lot – grassiert dort eine Hungersnot. Also reist die Familie nach Ägypten. Und dort verschachert Abraham seine Frau: Weil er aufgrund ihrer Schönheit befürchtet, ermordet zu werden, damit sie an einen anderen gehen kann, gibt er sich als ihr Bruder aus „auf dass mir’s wohlgehe um deinetwillen und ich am Leben bleibe um deinetwillen.“
Und so kommt es auch: Der ahnungslose Pharao schnappt sich Sara als Nebenfrau und stellt Abraham in seine Gunst. Abraham wird reich und hat offenbar kein Problem damit, dass seine Frau beim Pharao ausharren muss. Gott sieht das offenbar anders, denn er sendet „große Plagen“ über das ägyptische Herrscherhaus. Der Pharao fühlt sich betrogen, gibt Sara frei und lässt Abraham mit seiner Frau und seinen Reichtümern ziehen.
Irgendwie eine deprimierende Geschichte. Hungernot hin oder her. Dass Abraham nicht nur sein Leben rettet, indem er seine Frau als Schwester ausgibt und für andere Männer verfügbar macht, sondern dass er sich auch noch bereichert, lässt ihn ziemlich negativ dastehen. Aus dem Wirtschaftsflüchtling ist ein Zuhälter geworden.

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