Montag, 9. Februar 2015
Die große Unordnung oder Noch mehr Regeln (Lev. 12,1–27,34)
Es geht ziemlich unordentlich zu in diesem Abschnitt des dritten Buch Mose. Scheinbar wahllos wird Regel an Regel gereiht, ohne dass es einen inhaltlichen Zusammenhäng gäbe. Zuerst sind die Wöchnerinnen dran, dann die unreinen Männer, die sich allesamt von der Gemeinde fernhalten sollen – interessanterweise glaubte man wohl, dass Frauen nach der Geburt einer Tochter länger „unrein“ seien als nach der Geburt eines Sohnes: Im ersten Fall war der Umgang mit ihren zwei Wochen, im zweiten Fall nur sieben Tage tabu.
Nun gut, das Regelwerk streift nun den Umgang mit aussätzigen Stoffen und Häusern, empfiehlt die Quarantäne von Aussätzigen, verbietet jeglichen Konsum von Blut und einige „geschlechtliche Verirrungen“, die sich innerhalb der näheren Verwandtschaft oder der Scheune zutragen könnten. Letzteres und Homosexualität werden gleich zwei Mal als tödliche Sünde aufgeführt (Lev. 18,22 und 20,13 bzw. Lev. 18,23 und 20,15). Beides gilt als „Gräuel“, „schändlicher Frevel“ und „schwere Sünde.“ Allen Beteiligten droht der Tod, auch dem missbrauchten Vieh.
Ein paar andere Sachen sind äußerst gut, noch immer. Etwa die Regel, dass „ein und dasselbe Recht“ für Einheimische und Fremde zu gelten habe. Oder dass keine Nachlese getrieben werden soll, damit das, was nach der Ernte auf dem Feld bleibt, den Armen zukommen kann. Auch gut: „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen“ – passt noch heute in die Straßenbahn.
Insgesamt dominiert aber der düstere Ton. Geradezu legendär dabei: „Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Gruselig.

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