Freitag, 30. Januar 2015
Arme Ägypter! (Ex. 7,1–15,21)
Eine Textstelle, die es ordentlich in sich hat: der Auszug der Israeliten aus Ägypten. Kennt ja wohl jeder. Im Detail aber eine ziemlich miese Nummer von Gott. Denn die Hebräer wollen ja gar nicht aus Ägypten raus. „Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen“, rufen sie Moses zu, der vom Herrn den Auftrag erhalten hat, sein Volk in die Wüste zu führen.
Und genau hier liegt der tiefere Sinn: Es geht gar nicht darum, den Pharao und ganz Ägypten mit allerlei Plagen zu überziehen, bis er endlich die Hebräer freigibt. Nein, die Plagen dienen vielmehr dazu, die Hebräer davon zu überzeugen, dass Moses im Namen Gottes agiert. Immer wieder stellt Gott klar, dass nicht der Pharao störrisch ist, sondern dass Gott es ist, der des Herrschers Herz „verstocken“ und „verhärten“ lässt. Der Pharao wird also hartherzig gemacht und Moses führt nun ein paar Zaubertricks vor und verkündet Plagen, die in dem Mord an allen ägyptischen Erstgeborenen ihren grausigen Höhepunkt haben. Und das alles nur, um die Hebräer dazu zu bringen, mit Moses zu ziehen.
Noch im Meer – wohin Gott den Pharao mit seiner Armee geführt hat – wollen die Ägypter am liebsten allesamt zurück. Aber der Herr will den Hebräern seine „Herrlichkeit“ demonstrieren und bringt den Tod über die Ägypter. Und Moses stimmt angesichts dieses hirnlosen Mordens ein Liedchen an, zu dem seine Schwester Mirjam die Pauke schlägt. Bekloppter geht es wirklich nicht. Die armen Ägypter!

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