Freitag, 30. Januar 2015
Ausgerechnet ein Mörder! (Ex. 1,1–6,30)
Die Lage ist ziemlich angespannt ein paar Generationen, nachdem die Israeliten um Jakob und seine Söhne nach Ägypten gekommen sind: Der Pharao muss eines Tages feststellen, dass es mehr Israeliten als Ägypter in seinem Land gibt und er befürchtet, dass sich die Herrschaftsverhältnisse irgendwann zugunsten der fremden Mehrheitsbevölkerung umkehren könnten. Also greift er zu einem drastischen Mittel der Bevölkerungspolitik: Er lässt alle hebräischen Söhne töten.
Aber Moses überlebt, ausgerechnet durch die Tochter des Pharao, die den Jungen scheinbar hilflos auf den Nil treiben sieht und rausfischt. Tatsächlich haben Mutter und Schwester die ganze Zeit ein Auge auf den Jungen. Die Herrschertochter ist nun so blöd, der bereitstehenden Frau das Kind anzuvertrauen, ohne zu durchschauen, dass es sich dabei um die Mutter handelt.
Nun gut, später wächst Moses im Haus des Pharao auf, aber es bleiben Differenzen. Wahrscheinlich ist er in die Hofgesellschaft und die Herrscherfamilie nicht sonderlich gut integriert und wird auf seine andere Abstammung hingewiesen. Wie sonst käme er dazu, bei einer Prügelszene zwischen ägyptischem Aufseher und quasi versklavtem Hebräer für den Unterlegenen Partei zu ergreifen?
Moses ermordet den Ägypter und flieht, nachdem das bekannt wird. Er heiratet im Exil eine entfernte Verwandte und kehrt schließlich nach Ägypten zurück, da Gott ihm befohlen hat, die Hebräer aus der Knechtschaft zu führen. Ausgerechnet ein Mörder, der sich schwer tut, öffentlich zu sprechen, soll das auserwählte Volk in ein Land führen, „darin Milch und Honig fließt.“ Eine seltsame Konstellation. Oder auch nicht: Hier scheint ein politisch motivierter Mord an einem kulturell Anderen okay zu sein. So viel zum friedliebenden Gott.

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Arme Ägypter! (Ex. 7,1–15,21)
Eine Textstelle, die es ordentlich in sich hat: der Auszug der Israeliten aus Ägypten. Kennt ja wohl jeder. Im Detail aber eine ziemlich miese Nummer von Gott. Denn die Hebräer wollen ja gar nicht aus Ägypten raus. „Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen“, rufen sie Moses zu, der vom Herrn den Auftrag erhalten hat, sein Volk in die Wüste zu führen.
Und genau hier liegt der tiefere Sinn: Es geht gar nicht darum, den Pharao und ganz Ägypten mit allerlei Plagen zu überziehen, bis er endlich die Hebräer freigibt. Nein, die Plagen dienen vielmehr dazu, die Hebräer davon zu überzeugen, dass Moses im Namen Gottes agiert. Immer wieder stellt Gott klar, dass nicht der Pharao störrisch ist, sondern dass Gott es ist, der des Herrschers Herz „verstocken“ und „verhärten“ lässt. Der Pharao wird also hartherzig gemacht und Moses führt nun ein paar Zaubertricks vor und verkündet Plagen, die in dem Mord an allen ägyptischen Erstgeborenen ihren grausigen Höhepunkt haben. Und das alles nur, um die Hebräer dazu zu bringen, mit Moses zu ziehen.
Noch im Meer – wohin Gott den Pharao mit seiner Armee geführt hat – wollen die Ägypter am liebsten allesamt zurück. Aber der Herr will den Hebräern seine „Herrlichkeit“ demonstrieren und bringt den Tod über die Ägypter. Und Moses stimmt angesichts dieses hirnlosen Mordens ein Liedchen an, zu dem seine Schwester Mirjam die Pauke schlägt. Bekloppter geht es wirklich nicht. Die armen Ägypter!

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