Mittwoch, 25. Februar 2015
Die Eroberung des Heiligen Landes (Num. 20,14 - 32,42)
Es erinnert sehr an die Zeit nach 1945, als Juden aus aller Herren Länder nach Palästina strömten und auf die Frage, wie mit den bisherigen Einwohnern des Landes umzugehen sei, schnelle und harte Antworten gefunden wurden. Genauso läuft es unter Moses: Den südlich des Toten Meeres siedelnden Edomitern weichen die Israeliten zunächst noch aus, aber die Kanaaniter kriegen schon ordentlich die Hucke voll. Interessantes Detail: In der gigantischen Schlacht werden „etliche gefangen“ genommen. Das soll nicht so bleiben.
Denn an den Amoritern und den Leuten aus dem Reich Baschan, beide östlich des Jordans, verüben die Israeliten wahre Völkermorde: „Bis keiner mehr übrig blieb“ ...
Kann man es da den Moabitern verdenken, dass sie einen berühmten Gottesmann baten, Moses und seine Leute zu verfluchen? Ging allerdings nach hinten los, denn der in der Not Gerufene erkannte das auserwählte Volk und segnete es stattdessen drei Mal.
Die Moabiter scheinen für manche der Israeliten interessant zu sein. Man ehrt die fremden Götter und hält sich an die Moabiterinnen. Das ist dem harten Kern der Israeliten nicht so recht: Als sich der Hebräer Simri mit der Moabiterin Kosbi einlässt, rammt ihnen so ein Radikaler einen Speer durch den Leib und ruft zum großen Morden an den Israeliten auf, die es mit den Moabitern halten. Angeblich kamen so 24.000 Hebräer um.
Hinterher kommt die Order von ganz oben, dass nun auch das ganze Volk der Moabiter vernichtet werden soll. Nach dem großen Morden ist Moses „zornig“ und fragt: „Warum habt ihr alle Frauen leben lassen?“ Auf seinen Befehl hin werden nun auch diese niedergemacht, dazu alle männlichen Kinder. Das Kapitel 31 im vierten Buch Mose beschreibt ausführlich, wie der Genozid durchgeführt wird. Zum Schluss geht es an das Verteilen der reichen Beute. Und während das nun entvölkerte Ostjordanland an die israelitischen Stämme Gad, Ruben und Manasse verteilt wird, zieht der Rest gen Westen, um dort weiter zu roden. Gruselige Aussichten!

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Überwindung der Führungsprobleme (Num.15, 37–20, 29)
Endlich gelingt es Moses, die jammernden und maulenden Israeliten hinter sich zu vereinen. Zum einen durch ein Gottesurteil: Unter den rebellischen Mannen um den Aufrührer Korach tut sich einfach die Erde auf und Ruhe ist. Zum anderen wird es auch an der Führungsspitze lichter: Erst stirbt Mirjam, dann Aaron, sodass nur noch Moses übrigbleibt.
Aber es gibt noch so einiges zu klären: wie welche Kleidung auszusehen, wie welche Opfer gebracht werden sollen. Um nicht wieder im müßigen Kleinkrieg zu versacken, weiß Moses eine Lösung: endlich rauf ins Gelobte Land. So ein bisschen Außenpolitik ist ja nach wie vor äußerst beliebt, um von inneren Problemen abzulenken. Und so zieht also ein nach vierzig Jahren in der Wüste ziemlich zerknirschter, aber vorübergehend ruhiger Haufen unter der alleinigen Führung von Moses gen Norden, in das versprochene Land.

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Dienstag, 10. Februar 2015
Es geht endlich los! (Num. 1,1 - 15,36)
Moses zählt seine Leute und marschiert los. Insgesamt bringt er 603.550 wehrfähige Israeliten auf, dazu noch die Leviten, die allein für den Priesterdienst vorgesehen sind - und alle Minderjährigen, Frauen und Alten. Ein riesiges Volk macht sich mehr zwei Jahre, nachdem Moses es aus Ägypten auf die Sinai-Halbinsel geführt hat, los in Richtung gelobtes Land.
Es geht recht umständlich zu: Die Reihenfolge der Stämme muss eingehalten werden. Und dann noch die Transportfrage zur Bundeslade. Und zwischendurch hagelt es immer noch ein paar neue Gebote und Segenssprüche ...
Und gerade friedlich geht es nicht zu beim großen Wandern: Das Fußvolk jammert über den harten Weg, die schlechte Ernäherung und ähnliche Bedrückungen. Die Führungsspitze ist uneins: Mirjam und Aaron fühlen sich von ihrem Bruder Moses zurückgestellt.
Gott löst diese Reibereien recht kurzangebunden: Mirjam straf er mit Aussatz, bis sie sich wieder eingekriegt hat, und alle, die da gemeckert haben über die Reisebedingungen, sollen das Gelobte Land nie zu sehen bekommen: Moses soll sein Volk in die Wüste führen und erst nach vierzig Jahren weiterziehen.
Und in der Wüste herrschen wirklich raue Sitten: Als jemand die Sabbatruhe bricht, indem er Brennholz sammelt, wird er kurzerhand gesteinigt. Nebenbei hagelt es weitere Belehrungen. Die Gemeinschaft formt sich, kommt aber nicht so richtig vorwärts. Come on ...

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Montag, 9. Februar 2015
Die große Unordnung oder Noch mehr Regeln (Lev. 12,1–27,34)
Es geht ziemlich unordentlich zu in diesem Abschnitt des dritten Buch Mose. Scheinbar wahllos wird Regel an Regel gereiht, ohne dass es einen inhaltlichen Zusammenhäng gäbe. Zuerst sind die Wöchnerinnen dran, dann die unreinen Männer, die sich allesamt von der Gemeinde fernhalten sollen – interessanterweise glaubte man wohl, dass Frauen nach der Geburt einer Tochter länger „unrein“ seien als nach der Geburt eines Sohnes: Im ersten Fall war der Umgang mit ihren zwei Wochen, im zweiten Fall nur sieben Tage tabu.
Nun gut, das Regelwerk streift nun den Umgang mit aussätzigen Stoffen und Häusern, empfiehlt die Quarantäne von Aussätzigen, verbietet jeglichen Konsum von Blut und einige „geschlechtliche Verirrungen“, die sich innerhalb der näheren Verwandtschaft oder der Scheune zutragen könnten. Letzteres und Homosexualität werden gleich zwei Mal als tödliche Sünde aufgeführt (Lev. 18,22 und 20,13 bzw. Lev. 18,23 und 20,15). Beides gilt als „Gräuel“, „schändlicher Frevel“ und „schwere Sünde.“ Allen Beteiligten droht der Tod, auch dem missbrauchten Vieh.
Ein paar andere Sachen sind äußerst gut, noch immer. Etwa die Regel, dass „ein und dasselbe Recht“ für Einheimische und Fremde zu gelten habe. Oder dass keine Nachlese getrieben werden soll, damit das, was nach der Ernte auf dem Feld bleibt, den Armen zukommen kann. Auch gut: „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen“ – passt noch heute in die Straßenbahn.
Insgesamt dominiert aber der düstere Ton. Geradezu legendär dabei: „Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Gruselig.

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Vom guten und vom schlechten Essen (Lev. 11,1–11,46)
Diese wenigen Sätze haben unsere Ernährungsgrundlagen über Jahrhunderte entscheidend geprägt: Nach dem dritten Buch Mose darf alles gegessen werden, „was gespaltene Klauen hat, ganz durchgespalten, und wiederkäut“, dazu alles, „was Flossen und Schuppen hat im Wasser“. Bei den Vögeln gibt es ein paar Ausnahmen. So sollten Käuze, Störche und Strauße nicht gegessen werden und auch nicht das „kleine Getier, das Flügel hat und auf vier Füßen geht.“
Einige Vorschriften haben sich zumindest in der christlichen Welt nicht ganz erhalten. So schließt die Bibel eindeutig den Genuss von Hase und allem, „was auf Tatzen geht“, aus. Anderes, was kurzerhand als „unrein“ deklariert wird, ist da schon nachhaltiger von unserer Speisekarte verdrängt worden: „das Wiesel, die Maus, die Kröte, der Gecko, der Molch, die Eidechse, die Blindschleiche und der Maulwurf.“
Dass eben nicht „unrein bis zum Abend“ jener wird, der davon isst, versuchen seit Jahrzehnten diverse Survival-Experten durchzusetzen, aber wohl umsonst. Unser Speiseplan bleibt jüdisch-christlich geprägt.

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